Fritz + Vera Schaefler 1917
  

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Abschluß-Zeitung Freiwilliges Jahr 1909/10

  

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Erich Mühsam und Frau  (Münchener Revolution 1919, an der auch Fritz Schaefler beteiligt war)

  

Heinrich Mann,          Schriftsteller  

  

Max Butting, Komponist und Freund von Schaefler
 

Schaefler im Dach-Atelier Köln-Bickendorf 


Trümmerkarneval 1945   
  

Bergisches Paar
  

 

"Die Kartenspieler", Skatrunde in Remerscheid, Bergisches Land

Fritz Schaefler (1888/89-1954) Expressionist

Auf dieser Homepage finden Sie ein interessantes Künstlerschicksal
  
Fritz Schaefler wurde um Mitternacht 1888/89 in Eschau, Unter-Franken, geboren, er ist in Bayern aufgewachsen und hat in München noch vor dem ersten Weltkrieg parallel drei Ausbildungen absolviert. Zwei davon an der Universität und Kunstakademie und dies obwohl er nur Sohn eines Mitarbeiters des "Binnen"-Zolls (
heute vergleichbar mit Oberfinanzdirektion) war. Wie konnten die Eltern diese drei extrem teuren Ausbildungen im Königreich Bayern finanzieren.?
  
Die Wittelsbacher (bayrisches Königshaus) waren es selbst, die, weil ein Sohn ihres Hauses sich mit einer Köchin eingelassen hatte, als Folge dieses "Unfalls" eine Stiftung einrichteten, die allen Schaefler-Nachfahren umfangreiche Privilegien einräumten:
- Die Frauen hatten als Altersversorgung freie Kost und Logie im Kloster Landshut 
- Den männlichen Nachfahren wurden alle Ausbildungen ihrer Wahl finanziert
  
Auch Fritz Schaefler zog für König, Kaiser und Vaterland in den ersten Weltkrieg. Er erkannte sehr schnell die Sinnlosigkeit dieser Massenschlachten. 1916 wurde er in der berüchtigten Schlacht an der Somme (Nähe Verdun) durch einen Kopfschuß lebensbedrohlich verwundet. 
    
Mit Ende des ersten Weltkrieges schloß er sich in München einer Gruppe aktiver Kriegsgegner um Kurt Eisner an. Sie jagten die Wittelsbacher aus ihrem Schloß und, Ironie des Schicksals, damit der "Finanzierungs-Stiftung für Schaefler-Nachfahren" (und der Monarchie in Bayern) ein jähes Ende bereiteten. 
  
Es folgte eine kreative Phase seines Künstlerlebens, in der er als Herausgeber und Schriftleiter der kulturpolitischen Zeitung "Der Weg" in engem Kontakt stand zu Künstlerkollegen und anderen Kulturschaffenden wie: Paul Klee,
Erich Heckel, Heinrich Mann, Lyonel Feininger, Georg Kaiser, Heinrich Campendonk, Oskar Maria Graf, Stanislaus Kubicki, Erich Mühsam, Conrad Felixmüller, Heinrich Wölfflin, Max Butting, Hans Hansen, Heinrich Maria Davringhausen, Aloys Wach, Leo Scherpenbach, Georg Schrimpf, Rainer Maria Rilke, Ernst Grünthal, Hans Richter, Felix Stiemer, Stanislaus Stückgold, Paul Westheim, Gustav Klingelhöfer, Alfred Wolfenstein und vielen anderen mehr. 
  
Fritz Schaefler hat, wie viele andere seiner Zeit auch, seine Fähigkeiten fast nie voll ausleben können. Nur sehr kurze Zeiträume blieben für die ungehinderte Kreativität, so z.B. die Zeit der Räterepublik in München und die Zeit nach der Flucht an den Chiemsee im Hause seiner Schwiegermutter, Clara Ratzka. In dieser Zeit ab Mitte 1919 entstand das Hauptwerk.

  
1927 folgte Schaefler einem Ruf seines Freundes, des Archi-
tekten
Hans Hansen nach Köln und hoffte hier auf profane und kirchliche Aufträge; eine neue Schaffensperiode begann. 
Schaefler freundete sich mit
Anton Räderscheidt, Heinrich Hoerle und Franz-Wilhelm Seiwert und anderen Kölner Künstlern an; sie trugen Oberbürgermeister Konrad Adenauer gemeinsam ihre Anliegen vor [Photo].
Große rauschende Atelierfeste und Künstlerbälle wurden gestaltet und gefeiert, die August Sander teils photographisch dokumentierte. In diesem Rahmen entstand unter aktiver Mitwirkung von Schaefler der alternative Kölner Karneval ("Hokus Pokus", "Die Scheune", etc.), der bis heute im Rahmen der "Stunksitzungen" fortlebt. 

1932 übernahm Schaefler das Dach-Atelier und die darunter liegende Wohnung von Heinrich-Maria Davringhausen im Wacholderweg 4 in der von Wilhelm Riphahn entworfenen GAG-Siedlung Köln-Bickendorf [Artikel lesen]. Riphahn war mit einem wichtigen Mäzen von Schaefler eng befreundet, dem Fabrikanten Joe Heymann, der 1937 mit fast 80 Schaefler-Werken aus Köln zuerst nach Brüssel und später nach London floh.

1937 wurden die Werke Schaeflers von den Nazis als
entartet eingestuft, aus den deutschen Museen entfernt und teils vernichtet; er erhielt ein Malverbot
Heimlich malte er weiter. 
Bilder, mit denen er Nahrungsmittel im Tausch einkaufte, paßte er auf Wunsch dem Publikumsgeschmack an. 

Während des Krieges und auch in der Zeit danach arbeitete Fritz Schaefler als Farbberater und Architekt zur Erfassung zerstörter Bauten und zum Wiederaufbau bei der GAG-Köln.

Vor dem
Bombenhagel flüchtete Fritz Schaefler immer wieder aus seinem Bickendorfer Atelier und fand ab 1942 im Bergischen-Land in Remerscheid (Engelskirchen) ein kleines "Paradies". Hier entstanden bis zu seinem Tode 1954 die Bergischen-Bilder, die eher ein friedliches Bild zeigen. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Bensberger Friedhof; das Grab wurde leider aufgelöst, der Grabstein gilt als verschollen. Seine Aura mag aber verspüren, wer in der Kirche neben dem Friedhof (St. Nikolaus) sich meditativ seinen Glasfenstern (Chor + Rosetten) nähert.  
  
Wirtschaftliche Not, die schwere tödliche Krankheit seiner ersten Frau, Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, zweiter Weltkrieg und die eigene schwere Krankheit zwangen Fritz Schaefler Zeit seines Lebens immer wieder, sich teils - auch irrwitzigen - Sachzwängen unterwerfen zu müssen. 
  
Dennoch, das Werk von Fritz Schaefler ist mehr als nur beachtenswert und, es ist viel zu lange im Verborgenen geblieben. Diese Homepage möchte sich als Forum der "Fritz-Schaefler-Freunde" verstehen und zum Kennenlernen und Austausch einladen.
  
Christoph Schaefler